Ich bin eine Macherin, Gestalterin, Change Managerin und Aus-dem-Boden-Stampferin … doch im Moment fühle ich immer wieder Ohnmacht und zwar in ihrer reinsten Form. Workshop mit dem Kunden in Köln? Nicht an diesem Tag, da geht coronabedingt kein Flug mehr! Lesung für mein neues Buch in der Innenstadt? Das machen wir nur online! Essen bei Freunden? Leider nicht, wir sind schon zu zehnt! Und so weiter und so fort. Bitte ergänzen Sie selbst ihre ganz persönlichen Situationen, wo Sie einfach ausgebremst werden …
Das Dumme ist – die Ohnmacht war mein bestimmendes Kindheitsgefühl, und deshalb mag ich sie nicht besonders. In Familien mit Suchtkrankheiten ist dieses Gefühl leider häufiger Begleiter, kann man die Betroffenen doch nie und nimmer retten, auch wenn man sich auf den Kopf stellt. Doch die gute Nachricht ist: Ich weiß, was zu tun ist, wenn Ohnmachtsgefühle auftreten. Ich suche – wenn es sein muss, auch mit der Lupe – nach einem Handlungsspielraum. Und ich bin tatsächlich überzeugt: Es gibt immer einen Handlungsspielraum! Wenn Sie mir nicht glauben, lesen Sie das Buch „Trotzdem ja zum Leben sagen“ von Viktor Frankl. Er hat allein dadurch, dass er seine Einstellung zum Leben geändert hat, das Konzentrationslager überlebt.
Auch wenn wir von dieser Geschichte schon weit entfernt sind, vermute ich, dass ich derzeit nicht die einzige Person in der Wirtschaft bin, die Ohnmachtsgefühle hat. Führungskräfte sind ja schon allein kraft ihrer Position gestalterische Wesen und ich unterstelle, dass die meisten auch wirklich etwas bewegen wollen und Macht ausüben wollen. Oh Gott! Schon wieder so ein Unwort!
Ja, ich mag Macht!
Mit Macht kann man etwas bewegen und je mehr Menschen hinter einem stehen, desto mehr kann man bewegen. Die Macht der Menge ist bei Change Projekten etwas sehr wichtiges – wir brauchen die kritische Masse, die zu einem neuen Ufer aufbricht (wie die Pinguine in John Kotters Büchlein „Das Pinguin-Prinzip“), um jene zum Mitschwimmen zu bewegen, die Neuem gegenüber skeptisch sind.
Doch zurück zur Lupe. Sehen Sie doch einmal genau hin: Wo in Ihrem Umfeld können Sie etwas bewegen? Mit wem könnten Sie sich zusammentun, weil er oder sie ähnlich tickt wie Sie? Was haben Sie bisher nicht getan, weil Sie sich gedacht haben: Das is ja nix! Doch! Oft starten große Veränderungen mit einem kleinen Schritt und dann der nächste kleine Schritt und … dann baut sich langsam eine große Welle auf.
Viele Menschen wissen gar nicht, wozu sie fähig sind. Sie hypnotisieren das Problem und lernen es so sehr lieben, dass sie es nicht mehr missen wollen. Ein kleiner Blick links oder rechts könnte jedoch bereits eine Mini-Lösung sein. Ich selbst habe mich z.B. lange gewehrt (ups, ich bin auch nicht mehr die Jüngste!), mich auf Social Media zu vermarkten und gewartet, bis wieder „echtes“ Networking möglich ist. Hm, sieht im Moment nicht gut aus und so fange ich langsam an, mich spielerisch der Materie zu näheren und ich merke, es macht sogar Spaß! Also – es könnte sein, dass Sie in Zukunft öfter von mir lesen …
Liebe Menschen da draußen und v.a. liebe Führungskräfte, bitte gestaltet weiter und gebt nicht auf, die Wirtschaftswelt zu einem gleichzeitig erfolgreichen und menschenfreundlichen Platz zu machen. Wenn einer oder eine von Ihnen dabei Unterstützung braucht – I’ll be there!
Herzliche Grüße,
Mira Meiler