Vielen Führungskräfte wollen, dass ihre Leute mitziehen, initiativ sind und fürs gesamte Unternehmen mitdenken. Meine Frage dazu lautet: Wollen Sie das wirklich? Wollen Sie wirklich diese großartigen, selbstverantwortlichen und motivierten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die die Firma rocken? Dann müssen Sie vielleicht auf einige liebgewonnene Gewohnheiten verzichten, z.B. …
Mitarbeiter wie Maschinen behandeln
Heinz von Foerster prägte den Begriff der trivialen bzw. nicht-trivialen Maschine. Triviale Maschinen liefern auf denselben Input immer den gleichen Output. Nichttriviale Maschinen liefern auf denselben Input einmal diesen, einmal einen anderen Output. Der Mensch ist eindeutig zweiteres und daher ein wenig unberechenbar im Ergebnis. Dabei wäre alles so einfach, wenn die Menschen wie Maschinen funktionieren würden! Das Dumme ist nur: Wenn Menschen wie Maschinen wären, würden Sie als Führungskraft maximal das Ergebnis bekommen, das Sie sich wünschen. Aber nie mehr! Probieren Sie einmal aus, welche Ergebnisse Sie bekommen, wenn Sie 100% in das bestmögliche Ergebnis vertrauen. Wenn Sie zwar ein Ziel vorgeben, doch den Weg dahin völlig frei lassen und das Ziel vielleicht sogar über-erreicht wird. Doch bitte nicht in folgendes Verhalten kippen …
Die Mitarbeiter einfach machen lassen
In Organisationen habe ich bereits ein paar Mal erlebt, dass Führungskräfte mit dem Wunsch nach eigenverantwortlicheren Mitarbeitern einfach aufhörten, zu führen. Ich finde das sehr mutig. Mitarbeiter, die es gewohnt sind, klare Anweisungen zu bekommen und sich plötzlich unter dem Deckmantel „Selbstorganisation“ in einem Vakuum wiederfinden, werden vermutlich weiter ihrer Arbeit nachgehen, doch nicht sehr zielgerichtet. Zu empfehlen ist daher, zunächst über die geplante Umstellung zu sprechen und Rahmen oder Settings zu finden, die dennoch genug Orientierung geben. Wenn die große Richtung klar ist und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wissen, in welchem Rahmen sie sich frei bewegen können, dann kann sich auch ihr Potential voll entfalten. Und dann sollte man ein wenig Geduld haben und nicht …
Druck machen
In Vorgespräch zu wichtigen Workshops nimmt sich der Chef oft vor, sich zurückzuhalten und seinen Leuten „wie ein Archäologe“ zuzuhören, um einerseits die Bedenken der Mitarbeiter zu erfahren und zu verstehen, andererseits auch ihre Ideen und Vorschläge für die Zukunft hören und schätzen zu können. Leichter gesagt als getan! Nicht nur einmal habe ich es in Workshops erlebt, dass der Chef nach dem ersten halben Tag plötzlich explodiert ist, alle Ideen und Bedenken vom Tisch gewischt hat und „die Lösung“ einfach präsentiert hat. Für uns Berater heißt das: Ok, kurze Pause, ein Gespräch mit dem Chef führen und danach fangen wir wieder von vorne an, Vertrauen aufzubauen. Kollektive Intelligenz braucht leider Zeit, um sich zu entwickeln, doch ist sie einmal angezapft, sind Dinge möglich, die Einzelpersonen NIEMALS geschafft hätten! Diese Ungeduld hängt auch eng mit dem nächsten Thema zusammen …
Besser als die anderen sein wollen
Ohje, jetzt wird es wirklich ungemütlich. Nun sind Sie Führungskraft, habe großen Erfolg in Ihrer Position und da ist es wohl legitim, der oder die Beste sein zu wollen! Doch das einzige, wo Sie wirklich besser sein sollten als Ihre Mitarbeiter, ist das Führen. Menschen in Expertenorganisationen werden das vielleicht nicht teilen, weil dort oft jene Personen in Führungspositionen kommen, die auch die besten Experten sind. Doch ich bleibe dabei: Entscheidend ist nicht, wer der Beste ist, sondern was das Beste für die Organisation ist. Und da kann eine Person, die sich „nur“ auf die Führung und Förderung der Talente in einem Bereich konzentriert, wertvoller sein, als eine weitere Fachmeinung. Und auch wenn ein junger Kollege Sie einmal links überholt, kann das für die Firma eine ganz tolle Chance sein. Doch da gibt es noch eine letzte nicht immer günstige Gewohnheit auf dieser Liste …
Die Lorbeeren für den Erfolg alleine genießen wollen
Wenn Sie wirklich gute, motivierte und eigenverantwortliche Mitarbeiter haben möchten, dann müssen Sie auf die Lorbeeren für jeden kleinen Erfolg verzichten! Wie verlockend ist es für einen Manager, den Erfolg für ein Riesenprojekt auf sein Konto zu buchen und wie demotivierend für einen vielleicht noch jungen Projektleiter, der durch das ständige Einmischen des Managers keine Möglichkeiten hat, seine Talente tatsächlich zu beweisen! Erst kürzlich erzählte mir ein Kunde in einer verantwortungsvollen Position in einem Konzern, dass er sich manchmal sehr beherrschen muss, nicht ins Rampenlicht von prestigeträchtigen Projekten zu springen und den Jungen den Vortritt zu lassen. Hochachtung! Das schafft nicht jeder.
Die Zusammenfassung lautet: Die Haltung gegenüber Ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen entscheidet alles. Begegnen Sie ihnen auf Augenhöhe und lassen Sie sie gut werden, dann werden sie es auch sein. Behandeln Sie sie wie Kinder und halten Sie sie klein, dann werden Sie weiterhin nach großartigen Mitarbeitern suchen. Sie können wählen …
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!
Herzlichst, Ihre Mira Maria Meiler
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