In meinen Zwanzigern hatte ich nicht immer einen gesunden Lebenswandel – ich arbeitete viel, genoss Essen und Trinken und die einzige Bewegung, die ich machte, war Spazierengehen am Wochenende. Dann kam ich auf die Idee, dass Laufen vielleicht gut für mich wäre und kaufte mir prompt ein Paar neue Laufschuhe. Doch niemand hatte mir gesagt, wie schrecklich anstrengend die ersten gelaufenen Meter sein würden: Nach 15 Minuten war ich völlig erledigt, ging nach Hause und legte mich für den Rest des Tages auf die Couch.
Ein paar Tage später versuchte ich es erneut und nach einiger Zeit zog ich mir tatsächlich 2-3-mal die Woche tapfer meine Laufschuhe an, verlängerte langsam meine Laufstrecken, achtete auf regelmäßige Atmung und traute mir mehr und mehr zu. Ein Jahr später begann ich mit einem Trainingsplan für einen Halbmarathon und schließlich spornte mich ein Freund sogar an, mit ihm den Wien-Marathon zu laufen. Und was soll ich sagen: Ich habe es tatsächlich geschafft, ihn durchzulaufen!
Mit diesem Programm vollzog ich einen nachhaltigen Wandel in meinem Leben und drei Aspekte davon sind auch Erfolgsfaktoren für Change Projekte:
- Die schonungslose Analyse des Status quo – nach 15 Minuten wusste ich, dass meine Ausdauer auf einer Skala von 1-10 quasi bei 0,1 war
- Über die Anfangsschmerzen hinaus dran bleiben bis erste Erfolge spürbar werden und langsam etwas Spaß hineinkommt
- Mit einem guten Trainingspartner bzw. einem Team von Gleichgesinnten kommt man weiter als allein
Gerade jetzt wollen viele Organisationen einen nachhaltigen Wandel, doch an vielen Stellen gleichen die Versuche eher einem kurzen Sprint, ohne vorher die Richtung genau zu bestimmen. Aktionismus kann manchmal helfen, um einfach einmal in die Gänge zu kommen oder auch um zu erfahren, was NICHT funktioniert, doch bei komplexen und längerfristigen Veränderungen ist er meistens kontraproduktiv. Wenn ich zu Beginn meiner Laufambitionen sofort sehr schnell gelaufen wäre, hätte ich mich vermutlich so überfordert, dass ich mein neues Hobby wieder aufgegeben hätte. Und genau das passiert immer wieder in Veränderungsprojekten: Nach großem Enthusiasmus zu Beginn erkennen die Betroffenen, dass der Wandel doch einigermaßen anstrengend ist und dann gibt es niemanden, der sich den unbequemen Hut des konsequenten Nachhaltens aufsetzen möchte.
Manchmal verlaufen Change Projekte auch im Sand, weil zu wenig ehrlich hingesehen wird, wo die Menschen in der Organisation stehen oder sie erst sehr spät in die Zielsetzung und die Umsetzung eingebunden werden. Menschen bewegen sich umso lieber in eine neue Richtung, je besser sie verstehen, worum es in einem Wandel geht und je mehr persönlichen Mehrwert sie dadurch haben. Klare Kommunikation und Mitbestimmung bei der Art und Weise, wie ein Change Prozess umgesetzt wird, haben hier eine große Hebelwirkung, werden aber oft nicht berücksichtigt. Also zurück zu den Erfolgskriterien: Ehrlich hinschauen, erste Schritte machen, Mitstreiter finden und dann dranbleiben, dranbleiben, dranbleiben!
Das Laufen ist übrigens zu einer Lebensader von mir geworden – wenn ich zu wenig laufe, dann „läuft“ mein Leben nicht rund und gerade in Zeiten wie diesen bringt das Laufen gute Stimmung und ein starkes Immunsystem. In diesem Sinne – viel Spaß bei neuen Gewohnheiten und wenn Sie Unterstützung brauchen, um sicher durch den Wandel zu „laufen“, dann sehen Sie sich gerne auf folgender Seite um: Change Coaching
Herzliche Grüße,
Mira Meiler